Ich will Dünger berechnen – was zum Teufel ist ein Mol?

Die Grundlagen der Stöchiometrie auf 3 Seiten

 

Was ist ein Mol und wofür brauch ich das

Nicht immer sind Düngerrezepte oder Verhältnisse wie die Redfield-Ratio in Gramm angegeben. Immer wieder stolpert man über die Einheit „Mol“, „molar“ oder einfach nur „M“ oder „N“ bei verdünnten Säuren und Laugen.

Aber was ist denn das eigentlich und muss es wirklich so kompliziert sein?

Dazu erst einmal ein einfaches Beispiel: Was ist schwerer, ein Kilo Blei oder ein Kilo Federn? Uralt, ich weiß. 1 Kilo ist nunmal 1 Kilo, genauso wie ein Gramm einer Substanz auf der Waage genauso schwer ist wie ein Gramm einer anderen Substanz.

 

Jetzt stellen wir uns vor, dass ein Gramm Eisensalz, mit dem wir unser Aquarium düngen wollen, aus lauter kleinen Kügelchen besteht. Jedes dieser Kügelchen fällt im Aquarium zu Boden und ist wertlos. Wenn wir aber jedem Kügelchen Eisen eines Spurenelementsalzes ein Schwimmflügerl EDTA mitgeben, bleibt es im Aquariumwasser und kann dort wirken. Und hier sind wir gleich bei unserem Beispiel mit dem Blei und den Federn: Die Kügelchen sind nicht immer gleich gross. In einem Gramm Eisensalz steckt eine andere Menge Kügelchen als in einem Gramm EDTA. Zuwenig EDTA hält nur einen Teil des Eisens in Lösung, zuviel richtet im Aquarium unter Umständen ziemlich Schaden an.

 

Tatsächlich besteht jede Substanz, jede Säure und Lauge, jedes Düngersalz und eigentlich alles auf der Welt aus solchen Kügelchen, den sogenannten Molekülen. Es sind sehr, sehr viele. So viele, dass wir sie nicht für unser Düngerrezept zählen können. Und so haben sich kluge Leute auf eine bestimmte Anzahl Moleküle geeinigt, mit der man einfacher rechnen und die man vor allem auch einfacher abwägen kann. Das sind etwa 1023 Stück, eine Abkürzung für eine sehr große Zahl. 10 hat 1 Null, 100 hat 2 Nullen, und unsere Zahl hat 23 Nullen. Also sehr lang. Diese Anzahl wurde „1 Mol“ genannt.

 

Molrechnen

Aber diese Zahl müssen wir uns gottseidank nicht merken. Es reicht, wenn wir wissen, wieso auf der Verpackung von EDTA z.B. M=372g und auf Eisensulfat z.B. M=151,91g steht. Es bedeutet, dass 1 Mol, also 1023 Moleküle von EDTA 372g und dieselbe Menge an Molekülen Eisensulfat nur knapp 152g wiegen.  Die gleiche Molekülmenge Eisensulfat bringt also weniger als die Hälfte Gewicht auf der Waage! Die Einheit dieser Masse ist „Gramm pro Mol“ oder g/mol.

 

In der Praxis heißt das, wir müssen für 151,91g Eisensulfat 372g EDTA einwägen, um die gleiche Anzahl der miteinander reagierenden Moleküle zu erhalten.

Meist wollen wir nicht so viel, dann rechnen wir das einfach herunter: z.B. 100g Eisensulfat, also ein 152stel, korrespondiert dann auch mit einem 152stel von 372g EDTA. Und das ganze gleich in Milligramm (1Milligramm oder 1mg ist ein Tausendstel Gramm) sieht dann so aus:

100mg Eisensulfat enspricht                              mg EDTA=244,9mg EDTA.

 

 

Wer bis jetzt folgen konnte, kann sich an die nächste Schwierigkeit wagen.

 

Formeln verstehen

Der Apotheker hat uns jetzt ein anderes Eisensulfat gegeben, das „garantiert genau dasselbe ist“. Diesmal steht eine Formel FeSO· 7H₂O drauf, die nicht nur etwas bedeutet, sie hat unter Umständen auch einen großen Einfluss auf die Rechnung. Also nix mit 151,9g/mol, wieviel aber dann?

 

Wir werden diese Rechnung schrittweise angehen.

 

1. Jedes Element hat einen eigenen Großbuchstaben, oder einen Groß- und einen Kleinbuchstaben. Diese Buchstaben kann man im Periodensystem der Elemente nachschauen. Wir finden unter Fe Eisen (vom lat. Ferrum). H2O kennen wir schon, das ist Wasser, und es besteht aus 2 Teilen Wasserstoff (H wie griech. Hydrogenium) und einem Teil Sauerstoff (von griech. Oxygenium). Die Zahl ist immer hintangestellt, also H2 sind die 2 Teile Wasserstoff und O der eine Teil Sauerstoff. Die Zahl 7 davor bezieht sich auf die Anzahl dieser Kristallwasser-Moleküle. Wir haben also 7 Moleküle H2O.

Genauso verhält es sich mit dem Sulfat SO42-, das aus einem Teil Schwefel und gleich 4 Teilen Sauerstoff besteht. Die beiden Minus (2-) beziehen sich auf die Ladung dieses Teils der Formel, der andere Teil, Fe hat dafür 2+, damit am Schluss wieder 0 herauskommt. 1)

 

2. Jedes dieser Elemente aus unserer Formel hat auch eine Masse, und somit ein Gewicht auf der Waage. Im Periodensystem finden wir unter Fe 55,8g/mol, unter S 32,1g/mol, unter O 16,0g/mol und H als kleinstes und leichtestes Element hat nur 1g/mol. Früher wurde es daher für Zeppelinfahrten verwendet. Nun ist es auch für dich ganz einfach, das Molgewicht dieser Formel auszurechnen:

1 Teil Fe + 1 Teil S + 4 Teile O + 7 Mal Wasser bestehend aus 2 Teilen H + 1 Teil O:

55,8g/mol + 32,1g/mol + 14x 1g/mol + 11x 16,0g/mol = 277,9 g/mol für Eisensulfat.Heptahydrat.

Hepta ist griechisch und bedeutet 7.

 

3. Wir erinnern uns, dass ein Mol EDTA 372g/Mol Masse besitzt. Wir haben uns inzwischen ausgerechnet, dass 1 Mol FeSO· 7H₂O Eisensulfat.Heptahydrat, das uns der Apotheker gegeben hat, eine Molmasse von 277,9g/mol besitzt. Wir möchten nun wieder 100mg berechnen.

Wir können gleich mit Millimol (mmol) rechnen, also einem Tausendstel:

 


1 mmol EDTA wiegt 372mg       Wieviel mmol EDTA sind 100mg?

 

1 mmol Eisensulfat.Heptahydrat wiegt 277,9mg  Dieselbe Menge wie EDTA sind also

 

 

 


Mit einer Überschlagsrechnung stellen wir fest, dass das Eisensulfatsalz etwa ein Dreiviertel des Gewichts von EDTA ausmacht, und tatsächlich, wir benötigen etwa 75 g Eisensalz auf 100g EDTA.

 

Säuren und Laugen

Du hast es dir sicherlich schon gedacht, wie das bei Säuren und Laugen aussieht, nämlich nicht viel anders.

Eine sogenannte 1-molare Lösung ist eine Lösung, die 1 Mol pro Liter aktive Substanz enthält. Die Abkürzung ist 1M.

Also eine 1M Salzsäure enthält ein Mol pro Liter Salzsäure. Das ist eine Konzentrationsangabe, das heisst, wenn wir nur 100ml von dieser Lösung haben, ist sie noch immer 1 molar. Sie enthält 1 Mol pro Liter Salzsäure, auch wenn in unseren 100ml nur 1 Zehntel Mol enthalten ist.

Was bedeutet dann 1N, ist das dasselbe? Nicht unbedingt.

In der Salzsäure ist die aktive Substanz meist die Säure, das ist in der Chemie das Wasserstoffion H+.

Salzsäure HCl enthält 1 H und ein Cl (Chlorid).

Bei Schwefelsäure ist das anders: Die Formel ist H2SO4, und als inzwischen alte Hasen kennen wir bereits das Sulfat-Ion, und der Rest sind 2H, also 2 Säureionen H+.

Eine 1- molare Lösung Schwefelsäure enthält doppelt soviele Säureionen wie Salzsäure. Sie ist nicht unbedingt doppelt so stark, dafür sorgen wieder andere chemische Gesetze. Aber rein theoretisch wäre sie es, und insofern müssen wir klarstellen, ob wir uns nun auf das Molekül Schwefelsäure oder das Molekül Säure beziehen. Und das wird mit M oder N dargestellt. N steht für „normal“.

M bedeutet ein Molekül Schwefelsäure und N bedeutet ein Molekül Säure.

Nun wird auch klar, wieso es bei Salzsäure egal ist, ob man 1M oder 1N darauf vorfindet. Wenn bei Schwefelsäure 2N, also „2-normal“ steht, dann ist es dasselbe wie 1M, also „1 molar“.

 

Das wars eigentlich auch schon im Großen und Ganzen.

Aufgaben und Beispiele

F: Du möchtest eine Kontrollmessung für Nitrat durchführen, hast aber nur eine Substanz mit der Formel Ca(NO3)2·4 H2O zur Verfügung.

A: Im Periodensystem findest du unter Ca Kalzium 40g/mol, unter N Stickstoff 14g/mol, unter O Sauerstoff 16g/mol und unter H Wasserstoff 1g/mol. Der Klammerausdruck hat auch eine Tiefzahl, die sich auf die Anzahl bezieht: 1x Ca + 2x NO3, also insgesamt 2x N und 2x3 O, außerdem noch die 4 Moleküle Kristallwasser 4x2 H und 4x O. Alles zusammen sind dann 40 + 2x 14 + 2x3 x 16 + 4x2 x 1 + 4x 16 = 236g/mol.

Wir haben 2 Moleküle Nitrat, also NO3-, in unserer Formel. Nitrat haben wir schon ausgerechnet: 14+ 3x16 = 62, das ganze mal 2 = 124g/mol.

Wenn wir 236g unseres Calciumnitratsalzes einwägen, sind davon 124g reines Nitrat.

Für eine Lösung mit 1g/L Nitrat benötigen wir         also 1,9 g unseres Calciumnitrats.

Wenn wir eine Lösung mit nur 10mg/L Nitrat möchten, ist es besser, eine konzentriertere Lösung herzustellen und diese danach mit destilliertem Wasser zu verdünnen.2)

 

F: Der Anionentauscher muss regeneriert werden. Stelle aus gekörntem Ätznatron oder Rohrreiniger eine 1M (1-molare) Natronlauge her.

A: Natronlauge hat die Formal NaOH. Im Periodensystem findest du für Na Natrium 23g/mol, für O Sauerstoff 16g/mol und für H Wasserstoff 1g/mol. 23+16+1= 40g/mol, das ist das Molekulargewicht von Natronlauge. 1‑molar oder 1M bedeutet 1Mol pro Liter, also 40g in einem Liter. Wenn du nur einen halben Liter benötigst, dann nimmst du die Hälfte, also 20g in 500ml. Vergiss nicht, dass die Gesamtmenge 500ml sein muss. Wenn du also genau sein willst, dann mischt du die 20g in z.b. nur 400ml, wenn alles gelöst ist, füllst du mit destilliertem Wasser auf die 500ml Markierung auf. Achtung, beim Lösen wird die Mischung heiß!

 

F: In einem Rezept findest du die Angabe 0,1N HCl. Du hast eine 1M HCl, wie gehst du vor?

A: Bei Salzsäure ist M in der Praxis dasselbe wie N. 0,1 ist ein Zehntel von 1, das bedeutet, du musst 1:10 verdünnen, also 1 Teil 1N Salzsäure mit 9 Teilen destilliertem Wasser vermischen. 1+9=10. 1 ist ein Zehntel von 10, der Gesamtmenge. Am besten nimmst du eine gut abmessbare Menge für die kleinere Menge, z.B. 5ml mit einer Spritze. 5ml 1N Salzsäure vermischt du nun mit 5x9, also 45ml destilliertem Wasser.

Es gibt bei Säuren einen Merksatz, den du unbedingt beachten solltest: Niemals Wasser in die Säure, sonst geschieht das Ungeheure! Nämlich dass die Mischung in Sekundenschnelle unten zu kochen beginnt und dir ins Gesicht spritzen kann! Also unbedingt immer die Säure ins Wasser, und nie umgekehrt.

 

Fußnoten und Tipps

1) Ionen: Wenn nicht 0 herauskommt, haben wir ein sogenanntes Ion. Das kennen wir vom Ionentauscher, der die negativen Ionen auf einer Seite und die positiven Ionen auf der anderen Seite sammelt und herausfiltert. Im Wasser zerfallen viele Moleküle in Ionen, nämlich immer genau dann, wenn die Flüssigkeit durchsichtig ist. Alles, was trüb ist, ist kein Ion und löst sich nicht.

2) Geringe Mengen einwägen bringt nur Wägefehler mit sich, da die Ungenauigkeit der Waage und die Reste im Gefäß nicht vernachlässigt werden dürfen.

 

Tools

Ein kleiner, aber feiner Taschenrechner für den Computer: OpalCalc  Portable Version (350k)

 

Beispiele

Die Ladungszahl ist immer hochgestellt, die Anzahl der Teilchen tiefgestellt.

 


Ionen:

Nitrat – NO3-

Phosphat – PO43-

Karbonat - CO32-

Hydrogencarbonat oder Bikarbonat HCO3-

Chlorid – Cl-

Kalium – K+

Magnesium – Mg2+

Calcium – Ca2+

Kupfer – Cu2+

Zweiwertiges Eisen: Fe2+

Dreiwertiges Eisen: Fe3+

 

 

 

 

 

Moleküle mit der Ladung 0:

NaCl Natriumchlorid = Na+ + Cl-

KNO3 Kaliumnitrat = K+ + NO3-

Mg(NO3)2 Magnesiumnitrat = Mg2+ + 2x NO3-

KH2PO4 Kaliumdihydrogenphosphat („di“ heißt griech. zwei) = K+ + 2x H+ + PO43-

K2HPO4 Dikaliumhydrogenphosphat = 2x K+ + H+ + PO43-

CO2 Kohlendioxid in Wasser wird teilweise H2CO3, also 2xH+ + CO32-

NaHCO3 Natriumhydrogencarbonat oder Natriumbicarbonat = Na+ + HCO3-

FeSO4 Eisen(II)Sulfat (zweiwertiges Eisen) = Fe2+ + SO42-

Fe2(SO4)3 Eisen(III)Sulfat (dreiwertiges Eisen) = 2xFe3+ + 3x SO42-


 

 

Ein paar griechische und lateinische Vorsilben

bi, di, duo

2

tri

3

tetra

4

penta

5

hexa

6

hepta

7

octa

8

deka, deci

10

duodecim 

12

hekto, centi

 100

kilo, milli

tausend

ortho, meta oder para

gegenüber, drüben bzw. benachbart. Diese Begriffe beziehen sich nur auf die räumliche Struktur und haben keinen Einfluss auf die Formelrechnung.